In
der Yacht stand vor einiger Zeit ein Artikel über das Warum von
Männertörns. Dieser Artikel hat einen wahren Sturm von Leserbriefen
hervorgerufen - positiv sowie persönlich beleidigt. Ich habe sehr
gelacht, über den Artikel aber noch mehr über so manchen Leserbrief.
Leutchen, Leutchen wir segeln um Spaß zu haben! Wenn ihr keinen
versteht bleibt zu Hause - bitte!
Aber
mal ehrlich: Wenn Gott gewollt hätte das Frauen segeln, hätte
er das das Meer nicht rosa gemacht anstatt blau?
Der
Männertörn
Es hat seine Vorteile, ein Mann zu sein. Warteschlangen vor dem Klo
gibt's selten, und wenn, sind sie kurz. Mann muss nicht ständig
eine Handtasche mit sich rumschleppen. Kann mit Artgenossen logisch
und vernünftig kommunizieren. Wechselt nicht mehrmals täglich
den Gemütszustand. Braucht nicht in kleinsten Intervallen einen
Friseur. Hat 95 Prozent bessere Chancen auf einen Job im Top-Management
von Großunternehmen. Beteiligt sich nur zu einem Achtzehntel am
100-Milliarden-Dollar für Kosmetika - ganz zu schweigen von den
Einsparungen für Schuhe. Mann könnte wohlhabend, fröhlich
und selbstbewusst durchs Leben gehen. Eigentlich.
Wenn da nicht stark limitierende Faktoren wären. Zum Beispiel die
Chefs, im Job, aber auch zu Hause. Sie zwingen Mann zu widernatürlichen
Verhaltensweisen, auf die er nie im Leben selber käme. Mann muss
nach dem Duschen mit einem weichen Lappen die Fliesen trocknen, alte
Socken sofort entsorgen, sogar in den eigenen Wänden artig Etikette
pflegen und sich etwa drängende körperliche Entweichungen
auch dann verkneifen, wenn weit und breit niemand ist, den sie beleidigen
könnten.
Was das mit Segeln zu tun hat? Nun, Segler haben eine Möglichkeit
erfunden, aus diesem Teufelskreis der Erniedrigung zu entfliehen. Den
Männertörn.
Dabei handelt es sich um eine archaische maskuline Lebensform, bei der
lediglich Abwesenheit von Frauen und ein Schiff nötig sind. Das
Schönste daran: Sie gilt als politisch korrekt in der Damenwelt.
Es ist modern, den Gatten kurzfristig von der Leine zulassen. Denn es
hat sich herumgesprochen, dass eine Woche im Kreise seiner Kumpel Wunder
beim Mann wirken kann. "Meiner ist danach immer deutlich entspannter",
bestätigte eine in der Hinsicht sehr erfahrene Ehefrau.
Dabei kann das eigentlich nicht sein. Lange bevor es losgeht, wird die
Sache alles andere als entspannt. Im Job beginnt Mann Wochen vor dem
Törn, auf den er sich seit Ende des letzten freut, für die
Ausfallwochen vorzuarbeiten. Und auch die schlaue Partnerin nutzt die
Steilvorlage: "Du fährst mir nicht weg, bevor der Schuhschrank
gebaut ist." Nachdem Mann sich also derart seine temporäre
Freiheit erkauft hat, quetscht er sich Freitagsabend völlig fertig
mit den ebenso malträtierten Kumpanen ins Auto, fährt die
Nacht durch zum Liegeplatz, schleppt sich zum Schiff und startet nach
flüchtiger Gepäckablage zum Nachttörn.
Wer das seiner Frau als Entspannung verkauft, muss eine Blondine zur
Frau oder schwer einen an der Waffel haben.
Eigentlich!
yacht 3/2004
dank an carsten kemmling für seine IRONISCHEN
worte